Bericht von Trainer Viktor-Alexander Gieles
„Im Schachspiel offenbart sich durchaus, ob jemand Phantasie und Initiative hat oder nicht.“
(Christian Morgenstern)
Vom 20.-24. Oktober haben wir uns in der 1. Haller Schachwerkstatt täglich 5 Stunden lang mit den verschiedenen Aspekten des Schachspiel auseinander gesetzt.
Was ist eigentlich Schach?
„Schach ist eine Mischung aus Spiel, Sport, Wissenschaft und Kunst. Es bietet demjenigen, der es näher kennen gelernt hat, etwas geheimnisvolles, das der breiten Öffentlichkeit versagt bleibt – z.B. muss man das Bild eines Vincent van Goghs eine längere Zeit betrachten, um seine volle Schönheit zu entdecken. Bei einer Schachpartie findet ebenso eine freie Entfaltung der eigenen Persönlichkeit statt.“
Äußerlich ist Schach bloß ein Spiel mit ein paar Holzfiguren, die von zwei Spielern mal hier und da umhergezogen werden, aber was geht wohl in den Köpfen vor? In den Köpfen werden unzähligen Varianten berechnet bis der Kopf schon fast raucht. Nur wer bis in die tiefen Geheimnisse des Schachs vorgedrungen ist, kann dieses herrliche Gefühl beschreiben. Schach ist immer auch mit Kampf verbunden, man will sich mit anderen messen und zeigen, was man so alles drauf hat.
Schon Goethe sagte: „Schach ist ein Probierstein des Gehirns“. Nirgendwo sonst sieht man so deutlich, dass der Geist eines Menschen über die Materie siegen kann.
Tag 1
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde trafen wir uns zum ersten Turnierspiel mit einer halben Stunde Bedenkzeit in zweier Teams an den Brettern zusammen. Somit hatten die jungen Schachspieler gleich einen Experten an ihrer Seite. Dieses Turnier haben wir die ganze Woche mit insgesamt 7 Partien ausgetragen. Weiter ging es mit „Hand und Brain“, wobei auch das Schreiben der Notation integriert wurde.Als nächstes wurden die Schachfreunde in zwei Mannschaften aufgeteilt, um beim Staffellauf Mattbilderrätsel (in 2,3, oder 4 Zügen) auf das Brett in Position zu stellen und anschließend gemeinsam zu lösen. Anschließend haben wir uns eine der schönsten Partien der Schachgeschichte angeschaut, die sogenannte „Immergrüne Partie“. Sie wurde zwischen Adolf Andersen und Jean Dufresne 1852 in Berlin gespielt. Zum Abschluss begannen wir ein Blitz Turnier mit nur 5 Minuten Bedenkzeit. Dies haben wir dann an jedem weiteren Tag die ganze Woche lang fortgesetzt.

Tag 2
Am zweiten Tag hat unser Jugendschachspieler Benny Jahn eine seiner Partien mit dem angenommenen Damengambit am Demobrett vorgestellt. Wir haben mit unseren zwei Großschachfiguren auf zwei Feldern Kombischach in zwei Mannschaften gespielt und ich habe eine historische Partie von Kurt Richter vs. Abraham Baratz 1931 Prag mit der nach ihm benannten Richter Veressow Eröffnung vorgestellt.

Tag 3
Am dritten Tag der Schachwerkstatt haben wir uns Mattbilder angeschaut (u.a. das Reti Matt, welches aus einer kurzen Partie zwischen Richard Reti vs. Savielly Tartakower Wien 1910 stammt). Danach spielten wir Tandem Schach, wobei wir viel Spaß hatten! Als Gastreferent kam Klaus Blümel in die Schachwerkstatt, um uns ausgiebig in verschiedene Varianten der Französischen Verteidigung einzuführen. Das war super Interessant. Noch Mal ein Danke an Klaus! Zum Abschluss wurden spezielle Regeln im Schach erklärt, wie z.B. das En-Passant schlagen funktioniert, sowie die richtige Umwandlung eines Bauern zur Dame. Dann endete der Tag wieder einmal mit einem munteren Blitzduell mit 5 Minuten Bedenkzeit.

Tag 4
Am vierten Tag haben wir zu zweit Lernkarten mit dem Abzugsschach angeschaut. Danach wurde Tri-Schach und Quatro-Schach ausprobiert. Klaus Blümel hat uns spezielle Fortsetzungen in der Französischen Verteidigung erklärt, denn so manche Falle lauert im Wald dieser Eröffnung (z.B. das Millner-Barry-Gambit sollte man kennen). Danach haben die Schachfreunde von mir eine Bildergalerie mit Schachspielern aus 175 Jahren Schachgeschichte vorgelegt bekommen. Die Aufgabe war es, sich ein Bild eines Schachspielers aus zu suchen, um Zuhause etwas über die Biographie dieses Schachspielers zu erfahren und die Information am nächsten Tag mit in die Schachwerkstatt zu bringen. Dann wurde wieder geblitzt; dieses Mal mit 3 Minuten Bedenkzeit und 2 Sekunden Inkrement.

Tag 5
Am letzten Tag der 1. Haller Schachwerkstatt 2025 haben wir die letzten Runden unseres Turniers mit 30 Minuten Bedenkzeit gespielt. Die interessante Biographie des Engländer Joseph Henry Blackburne wurde zusammen mit einer von ihm gespielten Partie vorgestellt, in der die nach ihm benannten „Blackburne Falle“ vorkommt. Dann haben wir untereinander „Schlagschach oder auch Räuberschach bekannt, gespielt. Anschließend haben wir das Blitzschachturnier zu Ende gespielt, welches Benny knapp vor Leon und Luca gewonnen hat. Dann bekamen alle Teilnehmer der 1. Haller Schachwerkstatt eine Medaille ausgehändigt und wir haben gemeinsam die Werkstatt aufgeräumt.

Mein Fazit
Mit der Schachwerkstatt habe ich einen neuen Tätigkeitsbereich beim SK Halle 1946 e.V. erkundet, den ich bestimmt im nächsten Jahr fortsetzen werde.
