SK Halle 1946 eV

Partieanalysen

03.03.2019: Karl-Friedrich Wolff – Gudrun Mahlke. Mannschaftskampf SG Friedrichsdorf-Senne – SK Halle
Kommentiert von Markus Schirmbeck

Charly war so nett mir seine Partie vom Mannschaftskampf gegen die SG Friedrichsdorf-Senne zur Verfügung zu stellen. Sie ist zwar nicht besonders spektakulär, veranschaulicht aber doch wie es gelingen kann, aus nicht besonders komplexen Stellungen, mithilfe eines passiven, mehrere kleine Fehler begehenden Gegners, den vollen Punkt zu machen. Gespielt wurde eine der vielen Varianten des abgelehnten Damengambits.

1. d4 d5
2. c4 e6
3. Sf3 Sf6
4. Lg5 Le7
5. e3 0-0
6. Sc3

Soweit so gut, schon öfter so oder so ähnlich gesehen. Die Stellung ist völlig ausgeglichen. Schwarz hat nun mehrere Möglichkeiten. Am meisten gespielt wird h6 mit der Idee entweder den Tausch Läufer gegen Springer zu forcieren, der Schwarz das Läuferpaar bescheren würde, oder den Weißen zumindest zu zwingen seinen schwarzen Läufer auf ein weniger einflussreiches Feld zu stellen. Eine weitere Idee ist es Sd7 zu spielen um den Zug c5 vorzubereiten, der Schwarz etwas mehr Raum zum manövrieren seiner Figuren geben würde. Es kam aber der Zug c6, welcher nicht direkt zu einer nachteiligen Stellung führt, aber doch passiv ist. Nun kann sich der Springer sinnvoll nur noch nach d7 entwickeln, da c6 belegt ist. Im Moment gibt es auch keinen Grund das Feld d5 weiter zu decken, auch aus diesem Grund ist c6 verfrüht und nimmt unnötigerweise Optionen für Schwarz vom Brett.

6. … c6
7. Tc1 Sbd7
8. Ld3 dxc4
9. Lxc4 Ld5
10. Lxe7 Dxe7
11. 0-0 Sxc3
12. Txc3 e5

In der Partie folgt nun dxe5, was ungenau ist und Ausgleich bedeutet. Durch den Tausch im Zentrum kommt die schwarze Dame nach e5, wo sie erstmal ziemlich aktiv steht. Außerdem wird Schwarz den Entwicklungsnachteil los, der durch die Blockade des weißfeldrigen Läufers bedingt ist.

13. dxe5 Sxe5
14. Sxe5 Dxe5
15. Db3 Tb8
16. Td1 Le6

Le6 ist ein dicker Fehler von Schwarz, da er nach einem Abtausch von Damen und Läufern einen schwachen Bauern behält und ein darauf folgendes Eindringen der weißen Türme in seine Stellung über die D-Linie nicht verhindern kann. Der Läufer gehört nach f5, um zumindest vorläufig die weiße Turmverdopplung zu verhindern, was Schwarz die nötige Zeit geben würde, selbst mit seinen Türmen aktiv zu werden. Nach dem Tausch läuft das weiße Spiel wie von selbst.

17. Lxe6 Dxe6
18. Dxe6 fxe6
19. Tcd3 Kf7

Ein weiterer ungenauer Zug, Schwarz muss zuerst versuchen seine Türme zu aktivieren und Gegenspiel auf dem Damenflügel erzeugen, wo er die Bauernmehrheit hat. Zu diesem Plan würden Züge wie Tf7 oder c5 passen. Kf7 lässt ein Turmschach auf der zweiten Reihe zu, welches den schwarzen König zwingt wieder dort hinzugehen, wo er hergekommen ist, oder nach Kf6 ziemlich offen im Schussfeld zu stehen.

20. Td7+ Kf6
21. T1d4 e5

Ein weiterer Fehler, der die Partie endgültig entscheidet. Nach T6d6+ Kf5 fällt der g7 Bauer ohne jegliche Kompensation. Der Rest der Partie ist Technik, sie hätte allerdings schneller zu Ende sein können.

22. T4d6+ Kf5
23. Txg7 h5

Matt in 6 ist möglich, eine nette Kombination für eine Schachaufgabe. Die Lösung dazu findet sich unter diesem Artikel. Charly spielte stattdessen Kf1, ebenfalls ein völlig logischer Zug in einem nun klar gewonnenen Endspiel. Es ging danach wie folgt weiter:

24. Kf1 e4
25. Ke2 a5
26. h4 Ke5
27. Tdd7 b5
28. Tc7 Kd6
29. Tgd7+ Kc5
30. Te7 Tbe8
31. Txe8 Txe8
32. Tg7 Kd6
33. Tg5 Th8
34. f3 exf3+
35. gxf3 Th6
36. e4 a4
37. a3 c5
38. Ke3 Th8
39. f4 Th7
40. Tg6+ Kc7
41. e5 b4
42. axb4 cxb4
43. Ta6 Kc8
44. Ta8+ Kb7
45. Txa4 Kc6
46. Txb4 Tg7
47. Td4 Tg3+
48. Ke4 Tg4
49. e6 Tg7
50. Kf5 Tg2
51. e7 Te2
52. Kf6 Kc5
53. Td8

In dieser Stellung gab Schwarz kurz vor der Umwandlung auf. Ein solider Sieg unseres Vorsitzenden und Mannschaftsführers!

Lösung zum Matt in 6: (24. f3 Tg8; 25. g4+ hxg4; 26. Tf7+ Kg5; 27. f4+ exf4; 28. exf4+ Kh5; 29. Th7#)

17.09.2014: Stork, Joachim- Schirmbeck, Markus. Mannschaftskampf Lieme II – Halle I vom 14.09.2014
Kommentiert von Markus Schirmbeck

Saisonauftakt…wo steht man selbst, wo stehen die Anderen? Obwohl der Mannschaftskampf verloren ging, gibt die Art und Weise doch Hoffnung, dass wir auch diese Saison den Klassenerhalt werden sichern können. Meine Partie hatte schon ganz gute Ansätze, aber seht selbst: Los gehts, Bird Eröffnung, nicht allzuoft gesehen.

 

1. f4 d5
2. Sf3 Sf6
3. e3 e6
4. b3 Sbd7
5. Lb2 Ld6
6. Ld3 0-0
7. 0-0 De7

Stork – Schirmbeck – Stand nach dem 7. Zug von Schwarz.

Was spielt man gegen 1. f4? Die meisten Spieler meiner Gewichtsklasse werden ebenso wie ich ins Grübeln kommen, da die theoretischen Kenntnisse üblicherweise begrenzt sind. Ich habe einfach versucht sinnvolle Züge zu finden, was mir auch einigermaßen gelungen ist. Über die Opfervariante 1. … e5 2. xe5 d6 3. xd6 Lxd6 mit Spiel auf den gegnerischen Königsflügel habe ich kurz nachgedacht, aber traut man sich so etwas im ersten Saisonspiel ohne Vorkenntnisse? Ich nicht…daher der sichere (wenn auch etwas passive) Aufbau mit der Idee mit e5 das Zentrum zu öffnen.

8. Se5 Se4
9. Sxe4 dxe4
10. Sc4 …

Stork – Schirmbeck – Stellung nach dem 10. Zug von Weiß.

Von wegen geöffnetes Zentrum, nun wäre 10. … b6 die beste Alternative gewesen, aber ich wollte, nachdem ich sicher aus der Eröffnung gekommen war, etwas mutiger werden, daher 10. … b5, was mich nach einem Tausch auf d6 nötigt mit der Dame zu schlagen um nach 12. Sc3 mit 12. … Dc6 beide Bauern decken zu können.

10. … b5
11. Sxd6 Dxd6
12. Sc3 Dc6
13. Se2 f5
14. Sd4 Db6
15. b4 Sf6
16. De2 Ld7
17. Sb3 Tad8

Stork – Schirmbeck – Stellung nach dem 17. Zug von Schwarz.

Ein Fehler, zweifellos. So wird die Dame nach 18. Ld4 nach b8 gezwungen um den Bauern nicht einzustellen. Deutlich besser wären 17. … Dd6 oder 17. … Sd5 mit ausgeglichenem Spiel. So kommt Schwarz in den Folgenden Zügen schwer in Bedrängnis.

18. Ld4 Db8
19. Sc5 Sd5
20. Tfb1 Lc8
21. a4 …

Stork – Schirmbeck – Stellung nach dem 21. Zug von Weiß.

Nun macht Weiß einen Fehler mit einem verfrühten Angriffszug. Der Sinn hinter dem Zug 20. … Lc8 war schließlich den taktischen Einschlag auf f4 zu ermöglichen. Die Partie ist nun wieder fast ausgeglichen, leichter Vorteil für Weiß.

21. … Sxf4
22. Df1 c6
23. axb5 cxb5
24. Sb3 Sd5
25. Lxa7 Db7
26. Lc5 Tf7
27. Sd4 Ld7

Stork – Schirmbeck – Stellung nach dem 27. Zug von Schwarz

27. Ld7 ist objektiv gesehen ein Fehler. Ich habe geplant nach der Turmverdoppelung auf der A-Linie Sc7 zu spielen um der Drohung Ta8 zu begegnen. Nun ist aber ein hübsche Kombination drin, die wir beide übersehen haben. 28. Ta7 Db8 29. Tba1 Sc7 30. Ld6 Tc8 31. Lxc7 Txc7 32. Ta8 und die Dame ist futsch. Glücklicherweise kam es anders.

28. Ta7 Db8
29. Ta5 …

Stork – Schirmbeck – Stellung nach dem 29. Zug von Weiß.

Jetzt wäre es an der Zeit gewesen f4 direkt zu spielen. Weiß kann den Bauern gar nicht nehmen, denn nach 29 … f4 30. Sxb5 xe3 31. Dc4 xd2 steht Schwarz deutlich auf Gewinn. Ich war da aber schon ein wenig in Zeitnot und habe den vermeintlich sichereren Zug gemacht.

29. … Sc7
30. Ld6 Db6

Df4 wäre jetzt eine weitere gute Option für Weiß gewesen, aber es ging wie folgt weiter:

31. Lc5 Db8
32. Tab1 e5

Stork – Schirmbeck – Stellung nach dem 32. Zug von Schwarz.

Der Befreiungsschlag, ab jetzt hat Schwarz die Initiative.

33. Sb3 f4
34. De1 f3
35. Df2 Le6
36. La7

Stork – Schirmbeck – Endstellung

Weiß bot hier berechtigterweise Remis an, was ich angesichts der bestehenden Zeitnot annahm. Objektiv gesehen steht Schwarz nach 36. Dc8 nun klar besser. Über die Partie gesehen stand ich aber mehr schlecht als gut, sodass das Ergebnis letztlich in Ordnung geht. Schöner Saisonauftakt denke ich, mögen die Partien der weiteren Runden genauso interessant werden!

23.04.2014: Funke, Martin – Laube, Reiner. Mannschaftskampf Halle – Rietberg vom 23.03.2014
Kommentiert von Markus Schirmbeck

Unser Spitzenspieler Reiner Laube war so nett, diese seine Partie für eine Analyse auf unserer Webseite zur Verfügung zu stellen. Nun, genau einen Monat nach dem Spiel, wird sie hier veröffentlicht. Reiner spielte gegen den nominell stärksten Spieler der Liga, den Rietberger Martin Funke. Es geht los

1. d4 f5
2. c3 …

Martin Funke – Reiner Laube – Stellung nach dem 2. Zug von Weiß. Laut Computeranalyse ist c3 nicht die optimale Wahl und bedeutet schon Ausgleich. Nun gibt es mehrere Möglichkeiten für Schwarz fortzusetzen: e6, Sf6, b6 und Sc6 sind ungefähr gleichwertig einzuschätzen. Reiner entschied sich für Sf6.

2. … Sf6
3. Lg5 c6
4. Sd2 Le7
5. e3 0-0
6. Ld3 d5
7. Lxf6 Lxf6
8. f4 …

Martin Funke – Reiner Laube – Stellung nach dem 8. Zug von Weiß. F4 ist wahrscheinlich zum jetzigen Zeitpunkt etwas zu optimistisch. Es droht sofortiges c5 mit dem Ziel, den weißen Zentrumsbauern auf e3 zu schwächen. Schwarz kann daraufhin recht leicht Spiel am Damenflügel entwickeln, wobei Weiß wohl erst noch rochieren muss, bevor er Druck am anderen Flügel aufbauen kann.

8. … c5
9. Sgf3 Db6
10. Db1 Sc6
11. 0-0 Ld7
12. Kh1 Kh8
13. Se5 Sxe5
14. dxe5 Le7
15. c4 …

Martin Funke – Reiner Laube – Stellung nach dem 15. Zug von Weiß. Schwarz steht nach wie vor etwas besser. Wenn er nun wirklich etwas erreichen möchte, ist der Zug 15. … d4 Pflicht. Dies pflanzt einen schwarzen Freibauern mitten ins weiße Zentrum. Man handelt sich natürlich nach 16. e4 Schwächen auf dem Königsflügel ein, aber der schwarze Druck auf dem Damenflügel ist wohl stärke, weil schneller.Reiner wollte mit seinen Zügen 15. … g6, 16. … Lc6 und 17. … Tad8 wohl erst seinen Königsflügel sichern sowie seinen Läufer und Turm besser positionieren. Dies gibt Weiß aber die Gelegenheit, den d5 Bauern dort zu tauschen, wo er steht. Alles Theorie – soweit kam es nicht…

15. … g6
16. Dc2 Lc6
17. h3 Tad8
18. Kh2

Martin Funke – Reiner Laube – Endstellung: Schwarz hätte seit 3 Zügen d4 spielen können mit Vorteil. Martin Funke bot Remis an, worauf Reiner einging, da der Rietberger deutlich stärker gewertet ist und diese Saison noch keinen einzigen Punkt abgegeben hat. Reiner schrieb mir, dass beide die Endstellung ungefähr ausgeglichen einschätzten. Die Computeranalyse bestätigt dies nicht unbedingt. Fritz zeigt -0,74 Bauerneinheiten an, was einen leichten Vorteil für Schwarz bedeutet. Zu dem Zeitpunkt war der Mannschaftskampf noch völlig offen und wir erwarteten nicht unbedingt an den oberen Brettern die Punkte zu holen, also war dieses Remis durchaus mannschaftsdienlich. Vielen Dank an Reiner für die Partie!

Kontrahenten analysieren ihre Partie – Die Spitzenspieler von Halle und Rietberg: Martin Funke und Reiner Laube (rechts).

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[pgn] [Event "1st American Chess Congress"] [Site "New York, NY USA"] [Date "1857.11.03"] [Round "4.6"] [White "Paulsen, Louis"] [Black "Morphy, Paul"] [Result "0-1"] 1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Nc3 Nf6 4. Bb5 Bc5 5. O-O O-O 6. Nxe5 Re8 7. Nxc6 dxc6 8. Bc4 b5 9. Be2 Nxe4 10. Nxe4 Rxe4 11. Bf3 Re6 12. c3 Qd3 13. b4 Bb6 14. a4 bxa4 15. Qxa4 Bd7 16. Ra2 Rae8 17. Qa6 {[#] Morphy dachte hier zwölf Minuten über seinen nächsten Zug nach, vermutlich, um in allen Varianten absolut sicher forciert zu gewinnen. } 17... Qxf3 !! 18. gxf3 Rg6+ 19. Kh1 Bh3 20. Rd1 ({Nicht} 20. Rg1 Rxg1+ 21. Kxg1 Re1+ -+) 20... Bg2+ 21. Kg1 Bxf3+ 22. Kf1 Bg2+ (22...Rg2 ! {hätte schneller gewonnen. Zum Beispiel:} 23. Qd3 Rxf2+ 24. Kg1 Rg2+ 25. Kh1 Rg1#) 23. Kg1 Bh3+ 24. Kh1 Bxf2 25. Qf1 {Absolut erzwungen.} 25... Bxf1 26. Rxf1 Re2 27. Ra1 Rh6 28. d4 Be3 0-1 [/pgn]

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Jeden Freitag:
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18.00 – 20.00 Uhr  Kinder- und Jugendschach
ab 20.00 Uhr  Seniorenschach

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