Zum ersten Mal veranstaltete der Schachklub Halle ein dreitägiges Jugendturnier. 5 Runden klassisches Schach hatten die Nachwuchsspieler zu absolvieren, an zwei Tagen wurde demnach doppelrundig gespielt. Die Bedenkzeit war angelehnt an die unteren Altersklassen der deutschen Meisterschaft (60Min/40 Züge+15Min Rest und 30 Sekunden/Zug). Insbesondere wurde durch eine zweisprachig gestaltete Turnierausschreibung unter ukainischen Flüchtlingen um Teilnehmer geworben, durchaus mit Erfolg: 4 Teilnehmer nahmen die Einladung an und maßen sich mit der lokalen Elite. Die größte Anzahl an Teilnehmern stellte der Hagener Schachverein mit 10 Teilnehmern, der SK Halle stellte 4 Teilnehmer. Der DWZ-Schnitt der A-Gruppe lag bei 1303, was für ein Jugendturnier durchaus ansehnlich ist. Gespielt wurde in der Destille, die für die 37 Teilnehmer gute Spielbedingungen bot. Die Versorgung der Sportler während der Runden wurde mit kostenfreien Snacks und Getränken sichergestellt.

In der Gruppe A traten Lily Schirmbeck und Maxim Steffen für uns an, Lily hatte in den ersten beiden Runden starke Gegner, denen sie sich, nicht ohne harten Kampf, letztlich geschlagen geben musste. In der Runde 3 traf sie dann auf ihren Vereinskameraden Maxim, der diesmal den besseren Tag erwischt hatte und am Ende den vollen Punkt einstreichen konnte. Lily ließ sich aber nicht entmutigen. Zwei überzeugende Siege am dritten Tag retteten ihr Turnierergebnis und sie erreichte am Ende sogar noch ein leichtes DWZ-Plus. Maxim nutzte in der letzten Runde einen Fehler seines Gegners Niclas Fahlbusch in der Eröffnung mustergültig aus und krönte damit seine überzeugende Leistung. Er landete am Ende auf Rang 5 mit einem DWZ-Plus von 129 Punkten, Respekt!

In der Gruppe B spielten Oleh Skakun und Florian Schröder innerhalb der Erwartungen. Oleh erreichte Platz 8, Florian Platz 5. Noch nicht Vereinsmitglied, aber auf bestem Wege dorthin ist Fabian Walter, der sein erstes Schachturnier mit klassischer Bedenkzeit spielte. Seine Ausbeute war am Ende nur 1 Punkt und der letzte Platz des Klassements, er ließ aber in vielen Partien durchaus gute Spielanlagen erkennen, auf denen man aufbauen kann. Artsvi Navasardyan vom SC Porta-Westfalica hatte in dieser Gruppe die ersten 4 Partien sämtlich gewonnen und einen ganzen Punkt Vorsprung auf seine Verfolger Yelizavetha Hladeniuk, Mikail Basara und Malin Kühne. Er brauchte im direkten Duell gegen Yelizavetha also nur ein Remis, um den Turniersieg sicher zu haben. Dies erreichte er sicher und musste sich nun etwas gedulden, bis die andere Gruppe fertig war. Die weiteren Plätze auf dem Treppchen sicherten sich Mikail Basara vom Bielefelder SK und Lukas Kramer vom SV Osnabrück.

Vor der fünften und letzten Runde war in der Gruppe A noch völlig offen, wer den Turniersieg erringen würde. Edward Bundan vom Osnabrücker SV, der erst kürzlich Deutschland bei der Junioren-Weltmeisterschaft im georgischen Batumi vertrat, und Max Storm, ebenfalls Osnabrücker SV, lagen, nachdem sie in Runde 4 unentschieden gegeneinander gespielt hatten, mit 3,5 Punkten in Führung. Dahinter lauerten mit 3 Punkten Maik Maul vom Hagener SV, Antoine Borghini vom Bielefelder SK und Niclas Fahlbusch, ebenfalls Hagener SV. Die letzte Runde sollte sich als diejenige erweisen, in der die Favoriten stolperten. Edward verlor gegen Maik, Max gegen Antoine sowie Niclas wie oben beschrieben gegen Maxim Steffen. Damit hatten lediglich Antoine und Maik 4 Punkte auf ihrem Konto und kamen noch für den Turniersieg in Frage. Die Buchholzwertung musste entscheiden. Dort kommt es darauf an, wie diejenigen im Turnier abschneiden, gegen die der jeweilige Spieler im Laufe des Turniers gespielt hat. Hier hatte Antoine zwischenzeitlich einen Buchholzpunkt Vorsprung, aber noch waren nicht alle Partien beendet. An Brett 7 spielten Aleksandrs Fize mit Weiß gegen Finja Carstens. Finja hatte in der ersten Runde überraschend ihren Hagener Vereinskollegen Maik geschlagen, nachdem sich dieser veropfert hatte. Am Samstag musste sie leider krankheitsbedingt aussetzen und stieg daher am Sonntag an den unteren Brettern wieder ins Turnier ein. Würde sie diese letzte Partie gewinnen, würde Maik noch den Buchholzpunkt bekommen, der ihn bislang von Platz 1 trennte.

Es stand also viel auf dem Spiel. Alle wurden nervös, die Spieler am Brett und auch die, die ihre Partie schon beendet hatten. Auf dem Brett stand mittlerweile ein Turmendspiel, in dem Aleksandrs zwei Bauern hatte, einen mehr als Finja. Ihr letzter Bauer stand aber schon gefährlich weit vorne und es war allen Zuschauern klar, dass dies ein Nervenspiel werden würde. Finja gelang es schließlich mit einer taktischen Wendung, ihren Turm derart zu opfern, dass mit dem folgenden Bauernzug auf die Grundreihe, die sich nun auf dem Brett befindliche Dame Schach gab. Dies entschied die Partie, da Aleksandrs Bauern noch zu weit von ihren Umwandlungsfeldern entfernt waren. Spontaner Applaus für dieses sehenswerte Manöver brandete auf, als die Partie endgültig entschieden war. Es gab damit einen geteilten Turniersieg in der Gruppe A. Und damit nicht genug: Auch der dritte Platz musste in dieser Gruppe geteilt werden, da Max und Edward ebenfalls in allen Feinwertungen punktgleich waren. Das Preisgeld wurde geteilt und es wurde per Los entschieden, wer den Pokal mit nach Hause nehmen durfte.

Nun halfen zunächst alle mustergültig beim aufräumen, wonach direkt die Siegerehrung stattfand, in dem sich alle Teilnehmer außerhalb der Preisgeldränge einen Sachpreis aussuchen durften. Erstaunlicherweise waren die Sets aus Schachbrett und -figuren am gefragtesten, aber auch Bücher, Gutscheine und dekorative Holzfiguren wurden gerne genommen. Auch das Schachset aus Schokolade fand natürlich einen Liebhaber.

Alle fuhren zufrieden nach Hause nach einem Wochenende voller Schach, was könnte es schöneres geben ;-). Mir war tatsächlich im Vorfeld etwas unwohl, da ich schon einige Schachevents organisiert, aber noch nie ein Turnier selbst geleitet habe. Mir wurde die Arbeit aber leicht gemacht. Alle spielten fair und diszipliniert. Ab und zu musste ich auf Turnierruhe dringen und die Auslosung im Swisschess aufgrund von Krankheitsfällen ein wenig manuell modifizieren, das waren aber im Wesentlichen schon die Herausforderungen, die ich zu bewältigen hatte. Der Gruß an dieser Stelle gilt allen Teilnehmern, dem Förderprogramm „Integration durch Sport“ vom Bundesministerium des Innern und Helfern. Namentlich möchte ich hier meine Frau Viktoria Schirmbeck, Frank Bergmann und Uwe Stadie erwähnen: Ohne euch wäre die Veranstaltung nicht möglich gewesen, die Schachfamilie dankt!

Links zu den Turnierergebnissen:

Gruppe A

Gruppe B